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Mittwoch, 4. Juli 2018

Kosmonaut Festival 2018 + Juicy Gay im Interview

Wenn Linienbusse mit der leuchtenden Aufschrift "Spaceshuttle" tagelang in ganz Chemnitz unterwegs sind kann das nur eines bedeuten: Das Kosmonaut Festival ist im vollen Gange!

 

Am 29. & 30.06.2018 hoben wieder einmal zahlreiche Acts vom Weltraumbahnhof in Chemnitz ab. Bereits zum sechsten Mal luden Kraftklub bis zu 15.000 Besucher zu ihrem eigenen Festival in der Heimat ein. Und das, obwohl mit einem der beiden Headliner traditionell im Vorhinein nicht rausgerückt worden war. Doch in diesem Jahr wurde der Slot des "Geheimen Headliners" nicht nur auf den Freitagabend verlegt, es spielte nicht nur eine Band auf der Mainstage am Ufer des Stausee Oberrabenstein.

Aber von Anfang an: In Chemnitz vom strahlenden Sonnenschein begrüßt, waren es nur wenige Meter, die man mit Sack und Pack vom Bahnsteig bis zum "Spaceshuttle", dem kostenlosen Transfer zum Festivalgelände, bestreiten musste. Die erste Station die man dann vor sich hatte, natürlich, die Bändchenausgabe. Schon hier fiel das insgesamt entspannte und freundliche Flair des Festivals auf. Dieses sollte das ganze Wochenende die Oberhand behalten. Neben dem Staff-Team trugen ebenso die Besucher ihren Teil dazu bei. Keine großartig verschmutzen sanitären Anlagen und Campingplätze (zum Vergleich: bei Rock am Ring konnte man bereits nach dem ersten Tag keinen Fuß mehr guten Gewissens auf etliche Wege setzen), keine rassistischen, sexistischen oder homofeindlichen Aussagen (andernfalls wäre man außerdem des Platzes verwiesen) und ebenfalls keine gewaltätigen Auseinandersetzungen im Vollsuff.

Das Thema rund um die Verantwortung  spiegelte sich auch an anderen Stellen wieder. So fand man auf dem Campingplatz beispielsweise in Zusammenarbeit mit foodsharing.de Chemnitz ein Zelt, an welchem man übrig gebliebene Lebensmittel, egal ob Raviolidose oder halbvolle Toastpackung, spenden konnte. Dass aber immer weniger Festivals von einen Müllpfand Gebrauch machen, schließt das Kosmonaut Festival zwar ebenfalls ein, jedoch erfanden die Veranstalter einen Kompromiss namens "Mülltombola". Anstelle eines Geldbetrages erhielt man dabei für jeden gefüllten Müllsack ein Los und damit die Chance auf attraktive Preise.

Als es dann endlich zum ersten Mal am Freitagnachmittag auf das Gelände des eigentlichen Freibads ging, viel sofort auf, dass auf der relativ kleinen Fläche verhältnismäßig viel Abwechselung geboten wurde. Auf ganzen sechs Bühnen performten im Laufe des Wochenendes bis spät in die Nacht über 60 Künstler. Darunter natürlich viele Bands, aber auch eine Menge namenhafter DJ's und selbst einige Podcasts philosophierten über die wichtigen Dinge im Leben.

Ziemlich einzigartig auf dem Kosmonaut Festival: die Lage der Mainstage unmittelbar am Ufer der Talsperre. Dies bot den Besuchern die Möglichkeit sich bei den hohen Temperaturen des Wochenendes abzukühlen und währenddessen sogar  noch ihrer Lieblingsband auf der Bühne zusehen zu können. Vom Strand blickte man dazu direkt auf den "Kosmonaut"-Schriftzug auf der anderen Seite des Sees, welcher mit Einbruch der Dunkelheit zu leuchten begann.



Das Highlight des ersten Festivaltages sollte naürlich der sagenumwobene "Geheime Headliner" werden. Wie in jedem Jahr kamen Kraftklub wenige Augenblicke, bevor der Vorhang viel, selbst auf die Bühne und wünschten noch einmal viel Spaß "mit einer ganz speziellen Ausgabe des geheimen Headliners." Skeptische Rufe ertönten und bei einigen war die Enttäuschung groß, als plötzlich die Beats des Stuttgarter Rappers RIN ertönten. Allerdings war das nur von kurzer Dauer. Denn so schnell wie er gekommen war, verschwand er auch wieder und schon stand der nächste Rapper mitsamt Entourage auf der Bühne: Bausa. Dieser gab allerdings auch nur seine absoluten Hits zum Besten, bevor auch er wieder verschwand und daraufhin Haiyti die Bühne betrat. Spätestens jetzt stand auf etlichen Stirnen im Publikum ein riesiges Fragezeichen geschrieben. Das änderte sich natürlich nicht, als Cro, und damit der mittlerweile vierte Künstler, für weitere 20 Minuten die Menge für sich begeisterte. Die verwirrende Aktion fand schließlich ihren Höhepunkt, als abwechselnd kurze Songschnipsel von Casper und Marteria aus den Boxen dröhnten. Völlig unerwartet kamen neue Banner an den Bühnenrändern zum Vorschein. Auf der linken Seite "82 - Rostock", auf der rechten Seite "82 - Bielefeld" und in der Mitte die Ankündigung eines neuen Collabo-Albums von Casper und Marteria. Damit hatte wirklich niemand gerechnet! Dementsprechend außer sich war der Großteil der Masse. Die erste Single des Albums "1982", welches ab dem 31.08.2018 in den Regalen steht, wurde den Fans natürlich nicht vorenthalten! Parallel dazu erleuchtete über dem Badesee ein Feuerweg den Himmel.

 

Magst du vielleicht zuerst über deinen Auftritt von gerade erzählen?

 

Juicy Gay: Ja. Wir hatten irgendwie ein bisschen zu wenig Zeit. Keine Ahnung, ich hätte gerne noch zwei, drei Songs mehr gespielt. Aber es war extrem geil, die Leute sind direkt vom ersten Song an abgegangen und das fand ich richtig schön!

Ist es für dich immer noch ungewohnt als Rap-Fan auf einmal oben auf der Bühne zu stehen und die ganzen Leute zu deiner eigenen Musik abgehen zu sehen?

 

Juicy Gay: Ja. Für mich ist das so strange und das macht mich so glücklich, weil ich die Musik ja mache, weil ich das mega gerne mache. Wenn ich sehe, dass die Leute das mögen, dann komme ich darauf gar nicht klar. Das ist das heftigste für mich und mega schön, weil ich ja auch oft in meinem Zimmer im Keller alleine bin und meine Musik mache. Da bekomme ich ja keine Reaktionen sozusagen. Wenn ich dann aber auf einmal so viele Reaktionen bekomme, macht mich das immer extrem glücklich!

Der Stausee Rabenstein war früher einmal Splash!-Standort. Denkst du, dass die Leute hier auf dem Gelände so auf Hip Hop anspringen, könnte mit der alten Splash-Mentalität zu tun haben?

 

Juicy Gay: Ne. Ich glaube, das ist der Puls der Zeit. Hip Hop ist heutzutage das neue Rock und überall dabei, egal welches Festival. Rock am Ring beispielsweise: so what the fuck, das heißt Rock am Ring, aber es ist mittlerweile auch Rap am Ring. Das Kosmonaut ist auch Raponaut, keine Ahnung, das ist halt das Ding.

Du hast vorhin auf der Bühne bereits erzählt, dass du in der letzten Nacht schon angereist bist. Hast du dir gestern noch Acts anschauen können oder möchtest du dir heute noch jemanden ansehen?

 

Juicy Gay: Ich bin gestern Abend aus Duisburg fünf Stunden hierher gefahren und um 01:00 Uhr nachts etwa gekommen. Da haben die Drunken Masters gespielt, die habe ich mir noch angeschaut. Und heute, keine Ahnung, ich weiß gar nicht wer spielt.

Das Kosmonaut Festival geht an diesem Wochenende in die sechste Runde, warst du früher schon einmal auf dem Kosmonaut Festival?

 

Juicy Gay: Vor zwei Jahren war ich schon mal hier. Da sollte ich auch spielen, aber dann kam die Unwetter Warnung und mein Auftritt ist leider ausgefallen. Damals war ich aber auch noch Backup bei LGoony und habe dann mit ihm auf der großen Bühne gespielt. Jetzt im März war ich mit den Kraftklub Leuten zusammen beim Trettmann Konzert, da meinten die so: "Spiel doch beim Kosmonaut dieses Jahr." Und ich so: "Ja, auf jeden Fall. Mega geil!", ja und so spiele ich jetzt wieder hier.

Während deines Auftritts meinstest du, dass du heute deine Badehosen vergessen hast. Was wirst du ansonsten auf dem Gelände machen? Ich glaube, es gibt auch noch ein Trampolin, eine Minigolf-Anlage und zum Klettern wurdest du eben ja auch schon eingeladen.

 

Juicy Gay: Ja. Aber ich gehe trotdzem schwimmen. Ich habe eine Ersatzhose dabei, das müsste dann schon irgendwie klar gehen. Ich muss auf jeden Fall schwimmen! Zumindest mal mit den Beinen ins Wasser und sich abkühlen.

Dieses typische Kosmonaut Ding aller Künstler ist es auch immer auf dem See mit den Tretbooten zu fahren. Denkst du, dazu wirst du heute auch noch kommen?

 

Juicy Gay: Ja. Warum nicht? Ein bisschen herumfahren, chillen, finde ich nice. Ich will auf jeden Fall den Tag genießen. Ich bin die ganze Zeit vor den Auftritten immer mega aufgeregt und habe Angst, dass alles schief läuft. Danach ist der Druck weg und jetzt kann ich Spaß haben und alles machen was ich will, das ist voll geil!

Ist es für dich dementsprechend einfacher auf einem Festival einen früheren Slot zu bekommen und im Endeffekt einen entspannteren Tag zu haben, oder ist es trotzdem schöner für dich später zu spielen?

 

Juicy Gay: Später ist halt immer nice, weil später meistens mehr Leute am Start sind. Bei mir waren aber jetzt auch kurz vor zwei extrem viele Leute da. Nur stell dir vor, es würde abends werden, das wäre schon mega nice! Aber es ist schon auch geil, wenn der Druck schon eher weg ist.

Im letzten Jahr bist du auf dem Juicy Beats Festival aufgetreten, da hattest du auch einen relativ frühen Slot und ich habe ganz oft gehört, dass dein Auftritt auch so früh schon einer der Besten des gesamten Wochenendes gewesen sein soll!

 

Juicy Gay: Echt? Das freut mich! Ich glaube einfach, dass es rüberkommt, dass ich das mit Liebe mache. Das feiern die Leute, glaube ich. Und ich werde es auch weiterhin mit Liebe machen! Für mich geht es immer nur um das Musikmachen. Das ist das grundlegende Ding, was ich machen will. Und ich will alles auf der Bühne geben, weil das alles für mich ist. Deswegen appreciate ich es mega, wenn es die Leute cool finden. Das ist für mich das Größte.

Möchtest du aber auch einmal eine richtige Headliner Tour spielen?

 

Juicy Gay: Ja klar, warum nicht? Eine Tour zu machen und durch Deutschland zu fahren, wenn ich irgendetwas Neues mache, wäre schon geil. Aber es kommt, wie es kommt. Ich mache einfach Musik und dann schaue ich, wie es kommt.

Macht es dir mehr Spaß auf einem Festival zu spielen, wo auch einige Leute dabei sind, die dich und deine Musik wahrscheinlich noch nicht kennen und du sie erst überzeugen musst?

 

Juicy Gay: Mir macht beides Spaß. Es waren heute auch voll viele da, die die Texte schon kannten und das war voll cool. Aber wenn man eine kleine Show hat und nur für einen dann vielleicht 30 Leute kommen, ist es auch geil, weil die meisten Leute dich mögen und man einfach eine geile Zeit haben kann. Es ist aber auch geil die Leute von sich überzeugen zu wollen, von daher.

Schaust du dir dann, wenn du beispielsweise auf Festivals bist, auch andere Acts an und nimmst von denen manchmal noch etwas mit, wenn sie dich überzeugen konnten?

 

Juicy Gay: Ja. Ich hab mir jetzt in letzter Zeit zwar nicht so viele Live Auftritte angesehen, vor allem nicht auf Festivals, aber wenn ich genrell auf Live Auftritten bin, dann versuche ich mir immer dabei etwas abzugucken. Ich war bei Curse und der interagiert immer extrem gut mit den Leuten, das hat mich voll beeindruckt. Davon würde mir gerne eine Scheibe abschneiden. Man lässt sich einfach immer von Sachen inspirieren. Auch von den ganzen US-Acts. Ich schaue mir das immer an und picke mir dann coole Sachen raus. Aber im Endeffekt ist es sehr wichtig immer sein eigenes Ding zu machen und so zu sein wie man ist.

Überlegst du dir dann vorher schon konkret, wie du deinen Auftritt gestalten möchtest, oder improvisierst du auf der Bühne mehr oder weniger?

 

Juicy Gay: Ne. Das überlege ich mir vorher nicht, aber ich gehe gerne unten in den Moshpit. Das wollte ich heute auch machen und dann waren die Leute schon bereit mich aufzufangen. Ich dachte mir: "Wow, chillt mal, ich will nur in den Moshpit!", und danach habe ich den Stagedive aber wirklich gemacht!

Möchtest du abschließend noch etwas zum Kosmonaut Festival 2018 loswerden?

 

Juicy Gay: Ja. Es war mega schön! Als ich angekommen bin war ich so geflasht, weil hier voll der schöne Vibe ist und ich das Gefühl habe, dass hier alle in love sind. Shoutout und Dankeschön an Kraftklub, dass ich hier spielen durfte! Love an alle!

Danke Juicy Gay!

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